In Winsau steht die Kapelle „Maria Schnee“ auf altem Dornbirner Siedlungsgebiet. Der erste urkundliche Beweis für die Existenz von Winsau bezeugt ein Zinsbrief des „Petter winsower, zu winsow in tairenburer (Dornbirner) pfarr gelegen“ vom 4. Februar 1478, also 14 Jahre vor der Entdeckung Amerikas.
An der Stelle der heutigen Kapelle stand früher ein Bildstock, ab 1786 eine kleine Kapelle und seit 1872 das heutige Kirchlein.
Die Entstehung des erwähnten Bildstockes ist auf das Gelöbnis eines dortigen Hausbesitzers zurückzuführen. Im Jahre 1756 brannten in Winsau von den acht Häusern einige ab. Eine andere Quelle berichtet von acht Häusern, die abbrannten. Jedenfalls gelobte bei diesem Brand ein Hausbesitzer, falls sein Haus verschont bliebe, zum Dank ein Votivbild malen zu lassen und einen Bildstock zu errichten.
Anstelle dieses wohl mit der Zeit verwitterten Votivbildes wurde nach dem Bau der heutigen Kapelle ein neues Bild angefertigt. Es wurde auf Blech gemalt in der Größe von 22 x 33 cm. Es zeigte die Madonna mit dem Kind, darunter die erste Kapelle mit der Jahreszahl 1786 und die heutige Kapelle mit der Jahreszahl 1873. Im unteren Teil des Bildes sah man die vom Brand betroffenen und die verschont gebliebenen Häuser. Es befand sich laut mündlichen Berichten noch 1937 in einem Bildstock am Weg, der noch heute vom ehemaligen Gasthäus „Traube“ zur Straße hinaufführt.
Leider ist dieses Bild verschollen.
Das heutige Kirchlein ist ein rechteckiger Bau mit Satteldach. Über dem Giebel der Eingangsseite befindet sich ein geschindelter Dachreiter mit achteckigem Spitzhelm. Der Hochaltar weist einen klassizistischen Aufbau auf. Das Altarbild stammt von Caspar Rick. Es vermittelt die Legende von Maria Schnee. Unter der stehenden Muttergottes ist die naturgetreue Darstellung von Maria Maggiore in Rom zu erkennen. Die Inschrift am unteren Rand des Altarbildes bezeugt, dass Matthäus Thurnher, Handelsmann in Dornbirn, alle Altäre und Bilder auf eigene Kosten anfertigen ließ. Zwei Statuen in barocker Fassung links und rechts des Altarbildes stellen Petrus und Paulus dar. Auf den Seitenaltären beiderseits des Chorbogens sieht man die Bildmisse des hl. Wendelin und des hl. Martin, ebenfalls Werke von Caspar Rick. Das Deckengemälde zeigt Maria Krönung.
Dank vieler Eigenleistungen und großzügiger Spenden konnten an der Kapelle notwendige Sanierungen und Erneuerungen durchgeführt werden. Im Zeitraum von 1959 bis 1989 wurde der Fußboden erneuert, neue Bänke und ein Beichtstuhl angeschafft, die Sakristei angebaut, das Dach mit Schwarzschiefer eingedeckt, der Außenputz erneuert, der Innenraum ausgemalt, eine Bankheizung installiert, ein Volksaltar angeschafft und die Grundmauer trockengelegt. 1994/95 war die große und kostenintensive Generalsanierung fällig, denn sie betraf die Altäre, das Deckenfresko, die Kreuzwegstationen, den Fußboden, die Bänke sowie die elektrischen Anlagen und die Beleuchtung. Jetzt ist die Kapelle wie neu, ein Kleinod, auf das die Bewohner von Winsau, Adelsgehr und Tobel stolz sein dürfen.
Die Kapelle Winsau besitzt eine eigene Messlizenz und wird für Hochzeiten, Sterberosenkränze, Rosenkranzandachten in den Marienmonaten Mai und Oktober, für Schülergottesdienste und das „Kapellefescht“ (1. Augustwoche) verwendet.